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AutorenbildArmin Fischwenger

Faszientraining mit Qigong


Was sind Faszien?


Faszien sind Teile des Bindegewebes und umhüllen etwa Muskeln sowie Organe. Sie durchdringen den gesamten Organismus als verbindendes Netzwerk. Über Faszien werden Spannungs- und Druckzustände im gesamten Organismus verteilt. Sie geben dem Körper, jedem Muskel, ja sogar jeder Muskelfaser Form und halten Organe an ihrem Platz. Faszien umhüllen auch Knochen, die Knorpelgewebe und die Nervenbahnen. Von Kopf bis Fuß und von außen bis tief innen im Körper verbinden die Faszien die verschiedenen Körperareale miteinander. Gleitschichten zwischen den einzelnen Faszien (und dem, was sie umhüllen) ermöglichen die reibungslose Beweglichkeit der einzelnen Elemente gegeneinander.


Aufgabe von Faszien im menschlichen Körper

  • Faszien sind ein strukturgebendes Organ

  • Faszien halten den Körper aufrecht

  • Faszien übertragen Spannungen im Körper - und sind bei mangelnder Elastizität mitverantwortlich für Bewegungseinschränkungen

  • Faszien sind für die Verteilung der Lymphe zuständig

  • Dadurch kommt unser Immunsystem so richtig (wieder) in Schwung

  • Faszien sind Außenposten unseres vegetativen Nervensystems


Krafttraining, Qigong und Faszien


Kraft und Bewegungen werden nicht nur von Muskeln, Bändern und Sehnen, sondern auch von den umgebenden Faszien übertragen. Wenn sich ein Muskel zusammenzieht, wirken Zugkräfte auf die umhüllende Faszie, welche auch bei der Längung des Muskels wieder helfen (Rückfederung). Die Zugkräfte dieser Muskel-Faszien-Einheit werden auf ein Netz aus Fasziensträngen übertragen und so in eine Ganzkörperbewegung umgesetzt. So erreichen Bewegungsreize und Spannungen alle Bereiche des Körpers.

Fas


Je elastischer die Faszien sind desto mehr Kraft kann erzeugt und übertragen werden. Bei isoliertem Muskeltraining kann es zu Verhärtungen der Faszien kommen und die Kraftübertragung wird gehemmt - oft mehr als es durch den Muskelzuwachs zum Zuwachs der Kraft kommt.


Ganzheitlichkeit


In der modernen Faszienforschung werden Bänder, Sehnen, Sehnenplatten, Organkapseln und Muskelbindewebe als Teil der Faszienstruktur gesehen. Je nach Ort im Körper kommt es zu Verdichtungen und Verstärkungen im gesamten System. Somit werden körperweite Funktionsketten gesehen und trainiert. Ein isoliertes Training eines Muskels geht aus dieser Sicht meist an der realen Funktion dieser Funktionsketten vorbei.

Im Qigong und Taiji Quan kennen wir ausschließlich Ganzkörperbewegungen entlang dieser Funktionsketten. Die Struktur der Faszien spricht dabei besonders gut auf Spiralbewegungen an - mit den Spiralübungen des Qigong, Seidenfadenübungen, aber auch Kranich-Qigong, so mancher Brokatübung, Qigong-Gehen oder Taiji Quan gibt es in unserem Mettier eine reiche Auswahl.

Ebenso spielt der Zusammenhang zwischen Propriozeption (Tiefenwahrnehmung, Körpersinn) und Bewegung eine zentrale Rolle im Qigong. Unsere Intention Yi begleitet die Übung. Vieles von dem, was im Laufe einer Bewegung an Rückmeldung an unser Gehirn gesendet wird kommt von Mechanorezeptoren, welche zum größten Teil im faszialen Bindegewebe liegen. Faszien können daher als unser größtes Sinnesorgan gesehen werden. Qigong und Taiji sind auch auf dieser Ebene ein perfektes Gehirntraining.




Literatur: Robert Schleip, Thomas W. Findley, Leon Chaitow, Peter A. Huijing (Hrsg.): Lehrbuch Faszien – Grundlagen, Forschung, Behandlung. Urban & Fischer Verlag/Elsevier, München 2014, ISBN 978-3-437-55306-6.



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